Unser Gehirn scheint sich mit der Idee angefreundet zu haben, dass „einem selbst schon nichts passieren wird“.
Autounfälle sind die Probleme Anderer, ein Anderer wird sich mit der neuesten gefährlichen Krankheit anstecken und wir sind überzeugt dass ein Flugzeug nie mit uns an Bord abstürzen wird. In Folge dessen schließen wir günstige Versicherungen ab (wenn überhaupt) und hoffen auf das Beste. So oft auch mit Handelsbetrug: Unternehmen nehmen fälschlicherweise an, sie wären sicher und dass ihre Erfahrung im Handel es Ihnen möglich mache, potentiellen Betrug zu erkennen, bevor er überhaupt passiert.
Diese Einstellung wird allerdings oft von Trickbetrügern und Schwindlern auf der ganzen Welt genutzt, heute mehr als je zuvor. Unsere Welt wird immer kleiner und es wird immer wahrscheinlicher dass wir mit Personen handeln, die wir nie zuvor getroffen haben oder an Orten, an denen Ehrlichkeit nicht denselben Stellenwert wie in unserer eigenen Gesellschaft besitzt.
Wir denken oft, dass Online- oder Handelsbetrüger sich Zugang zu Bankdaten verschaffen, indem sie die X-Box Accounts ahnungsloser Familien hacken, dies ist allerdings häufig ein Fehlschluss. Öfter als man denkt sind Händler und Lieferanten die Täter in solchen Fällen.
Der jährliche Kroll-Bericht über weltweiten Betrug setzt Betrug durch Händler oder in der Beschaffungskette auf 23 Prozent aller Handelsdiebstähle an und deckt auf, dass die Lieferanten an 43 Prozent der gemeldeten Betrugsfälle mit mehreren Tätern beteiligt waren.
Während in Unternehmen in Ländern mit etablierter Wirtschaft oft angenommen wird, dies sei vor Allem ein Trend in den Märkten von Schwellenländern, zeigt die Statistik stattdessen, dass jeder seine Handelsbeziehungen mit großer Sorgfalt auswählen muss. Der Kroll-Bericht zeigt auch, „dass das Auftreten von Betrugsfällen in Europa zwar generell abgenommen hat, der Anteil von Unternehmen, die mindestens einen Betrugsfall zum Opfer fielen, allerdings immer noch 63 Prozent beträgt“.
Wie können Sie also verhindern, zum Opfer zu werden? Zuallererst muss Ihnen bewusst sein, welche Methoden angewendet werden, zu diesem Zweck haben wir eine Liste der häufigsten Betrugsmethoden zwischen Unternehmen (B2B) zusammengestellt.
Gefälschte Rechnungen
Diese Taktik spielt mit der Annahme der Unternehmen, tatsächlich in einer Handelsbeziehung mit dem Betrüger zu stehen: Einem arglosen Opfer wird eine Rechnung mit Bitte um Zahlung geschickt, möglicherweise nur über einen geringen Betrag. Die Rechnung selbst erscheint meist glaubhaft, da professionell gestaltet und in guter Druckqualität, sodass auch aufgrund der geringen Beträge meist ohne Nachfrage gezahlt wird.
Durch die Begleichung der Rechnung gelangt die Betrügerfirma im System des Opfers auf eine Liste von Handelspartnern, was dazu führt, dass es wahrscheinlicher ist, dass zukünftige Rechnungen ebenfalls gezahlt werden, ohne dass der Betrug aufgedeckt wird.
Diese Betrüger geben sich oft für existierende Unternehmen aus und die erhaltenen Rechnungen erscheinen auf den ersten Blick, wie tatsächlich getätigte Transaktionen, sodass die Erkennung sich teilweise schwer gestaltet.
Mindere Produktqualität
Unter dem Versprechen eines bestimmten Produktgrades wird ein Geschäft abgeschlossen, allerdings wird bei der Lieferung klar, dass es sich tatsächlich um mindere Qualität handelt. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits Faktoren wie Zeitdruck und fehlende Alternativbeschaffungsmöglichkeiten vorhanden und das Geschäft ist kaum mehr rückgängig zu machen.
Betrug mit Branchenverzeichnissen
Das Opfer willigt ein, in einem Branchenverzeichnis zu werben, das allerdings entweder nicht existiert, oder eine solch geringe Reichweite hat, dass das Opfer kaum Erreichbarkeit gewinnt.
Betrug mit Büroartikeln
Dieser Betrug besteht aus einem oder mehrere ungebetenen Anrufen bei einem Zielunternehmen. Das Ziel des ersten Anrufes ist, Informationen über das entsprechende Unternehmen zu sammeln, wie z.B. Namen der Mitarbeiter, Kollegen, unternehmenseigene E-Mail-Adressen oder welche Arten von Büroartikel verwendet werden. Ein zweiter oder dritter Anruf wird dann an einen der Kollegen gerichtet und die gesammelten Informationen dafür verwendet, um eine bereits bestehende Handelsbeziehung vorzugaukeln. So wird der Kollege getäuscht und dazu gebracht, die Lieferung von Waren zu akzeptieren, die ursprünglich nicht bestellt wurden.
Bei der tatsächlichen Lieferung (meist Papier, Tonertinte oder andere Büroartikel) stellt sich heraus, dass die Artikel zudem nicht das sind, was vorgegeben wurde, von minderer Qualität und teilweise weit überteuert sind. Bei dem Versuch, die Waren zurückzusenden stellt sich heraus, dass die angegebene Adresse keine Lieferungen akzeptiert.
Auf die Zahlungsverweigerung des Opfers hin werden meist zahllose Anrufe mit der Androhung, ihn bei verschiedenen Kreditinstituten und Handelsvereinigungen zu melden und so seinen Ruf zu schädigen. Falls doch gezahlt wird, wird das Problem meist noch schlimmer, da die Betrüger versuchen, noch mehr Geld aus dem Unternehmen zu bekommen.
Diese Liste ließe sich natürlich endlos fortsetzen, da Betrüger scheinbar unbegrenzt kreativ sind und sich immer etwas neues ausdenken. Tatsächlich ist es sehr wahrscheinlich, irgendwann im Laufe der eigenen Karriere einmal Opfer eines B2B-Betrugs oder böswilliger Täuschung zu werden.
Welche Maßnahmen können eingeleitet werden, um Betrug zu verhindern? Einige Vorschläge:
- Bleiben Sie bei vertrauten Quellen.. Obwohl bekannte Kontakte manchmal nicht die besten Preise oder den besten Service auf dem Markt bieten, reduzieren sie doch das Risiko von problematischen Geschäften deutlich.
- Recherchieren Sie. Finden Sie so viel über Ihre potentiellen Geschäftspartner heraus, wie Sie können; Google und LinkedIn-Profile sind wichtige Werkzeuge bei der Überprüfung von potentiellen Partnern. Auch Freunde und Geschäftskollegen können eine wichtige Quelle von Informationen sein.
- Beauftragen Sie eine Prüfagentur oder private Prüfer, Informationen zusammenzutragen. Dies mag nicht die günstigste Option sein, kann aber dabei helfen, Geschäfte mit verheerenden Folgen zu verhindern.
- Nutzen Sie ein sicheres Portal, wie z.B. Spotchemi.. Ein Online-Marktplatz für den Handel ist nicht nur bequem, sondern hat auch den Vorteil, dass er als Schranke agiert. Nur Unternehmen, die registriert sind, können das Portal nutzen und eine Voraussetzung hierfür ist die Bestätigung der Kreditwürdigkeit durch renommierte Experten wie z.B. COFACE, Dun & Bradstreet, Bisnode, TCM Group etc.
Es gibt keine Möglichkeit, jegliches Risiko auszuschließen und erfolgreiche Unternehmer sollten auch das Risiko bestimmter Geschäfte mit in ihre Kalkulationen einbeziehen. Teilweise mag ein Unternehmen teurere Waren anbieten, allerdings durch seine Sicherheit überzeugen und somit eventuelle Vorteile von anderswo ausgleichen. Gleichermaßen kann auch ein sicheres Handelsportal das Risiko von Betrug und schlechten Geschäftspraktiken verringern, trotz möglicher anfallender Gebühren.
Kein Unternehmen möchte betrogen werden oder bewusst Geschäfte mit unzuverlässigen Partnern machen. Falls sie aber nicht bereits eine oder mehrere der oben genannten Maßnahmen ergreifen, machen Sie schon jetzt schlechte Geschäfte.